Das Problem steht vor der Klasse

“Natürlich gibt es richtig tolle und engagierte Kollegen, sogar ganze Schulen, in denen sich die Guten sammeln. Aber das ist leider immer noch die Ausnahme. Das System zieht die Falschen an: verunsicherte junge Menschen, die nach der eigenen Schulzeit am liebsten da bleiben wollen, wo sie sich auskennen – in der Schule. Und die studieren dann Lehramt. Mangelnde Sozialkompetenz hat bisher noch niemanden davon abgehalten, Lehrer zu werden.”

Eine sehr harte Analyse, aber im Grunde wissen wir alle, dass was sie damit meint. Wir haben es selber als Kinder erlebt, hören es von befreundeten LehrerInnen, bekommen es als Eltern mit, oder lesen darüber. Das Problem steht sehr oft vor der Klasse, oder in Form der Direktion noch weiter vorne. Sie werden aber fast nie thematisiert und meistens sind die Kinder oder Eltern schuld, wenn es Probleme gibt.

Die Politik hat, wie bei so vielen Themen, alles auf eine Sache reduziert, die auch noch vollkommen am Problem vorbeigeht: Die Gesamtschule. Dass es die braucht und dass sie besser und integrativer funktioniert, zeigen alle Studien und Länder, die sie eingeführt haben. Aber selbst hier geht wegen den mittelalterlichen Schwarzen nichts weiter. Wenn es nach denen gegangen wäre, könnten Arbeiterkinder heute noch nicht studieren.

Viel wichtier wäre es, bei der Lehrerausbildung anzusetzen, sie zu verbessern, Weiterbildungen und Vernetzung zu fördern, Supervision anzubieten und auch für anständige Einstiegsgehälter zu sorgen. Es muss aber auch dafür gesorgt werden, dass nicht jeder, der alle Prüfungen schafft auch fix Lehrer werden kann. Einige sind dafür leider nicht geeignet und diese dürfen auch nicht mit der Ausbildung der nächsten Generation betraut werden.

Auch Programme wie Teach for Austria, die neue, motivierte Menschen in Mangelbereiche der Bildung bringen, können hier einen wertvollen Impuls liefern, ist auch Frau Wagner überzeugt:

“Meine Hoffnung liegt auf den Quereinsteigern, die wegen des Lehrermangels jetzt verstärkt in die Schulen kommen. Ich setze auf deren gesunden Menschenverstand – dass die sich das anschauen und sagen: Was ist denn hier los? Und dann den ganzen Laden vom Kopf auf die Füße stellen. Aber bisher fehlt für diese Kollegen mit anderen beruflichen Erfahrungen noch die Wertschätzung. Oft werden sie im Lehrerzimmer an den Katzentisch gesetzt, irgendwo neben dem Durchgang zur Kaffeeküche oder zum Klo.”

Eines ist klar. Wir brauchen eine Bildungsrevolution und kein halbherziges Herumdoktern wie bei der Neuen Mittelschule. Tun wir jetzt etwas, bevor es richtig kracht in der Bildung.

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