Wie würde sich ein System auswirken, in dem der Einzelne nicht mehr um sein nacktes Überleben arbeiten muss?

Gastbeitrag von Werner Vogl.

Dieser Satz aus einer meiner Aufsätze hat am meisten Resonanz gefunden, daher hier eine Konkretisierung und Erweiterung:

Einige Fragen tauchen sofort auf:

„Wie würde ein Leben aussehen, wenn alle Menschen einer Gesellschaft, eines Staates, oder am besten der Welt, ihre Talente ungeachtet der „Vermarktungsmöglichkeiten“ umsetzen könnten, und deren Ergebnisse der übrigen „Welt“ zur Verfügung stellen könnten?“

„Wie würde sich der Umgang miteinander verändern, wenn die monatlichen, täglichen und ständigen Beschäftigungen mit den Zahlungsnotwendigkeiten wegfallen könnten?“

„Was wäre, wenn diese „Abmelkungen“, gleichwohl wie die zu deren Befriedigung eingegangenen Arbeitsverhältnisse, nicht nötig wären?“

„Was, wenn der Einzelne die Möglichkeit erhält, eigene kreative Ideen zu entwickeln und umzusetzen, ohne ständig an den wirtschaftlichen Profit und eigene Zahlungsnotwendigkeiten zum Überleben denken zu müssen?“

Hierin liegen Potentiale, deren sich die derzeitigen Systemlenker gar nicht bewusst sind. Und wenn sie sich dessen schon bewusst sind, dann fürchten sie um ihre Positionen beim Verteilen des derzeit vorhandenen Profites und Einflusses.

Selbstverständlich bringen mögliche Umsetzungen eine Reihe von Problemen mit sich, und sind letztlich nur in einer großen Reform des „Miteinander-Lebens“ zu lösen. Es geht hier also um eine grundlegend andere Systemerrichtung.

Und dazu braucht es natürlich die Zustimmung eines Großteils der Bevölkerung und bei einer derartigen Verflechtung von politisch-wirtschaftlichen Netzwerken eine weltweite Revolution in der Ausrichtung der sozialen Werte innerhalb unserer Welt-Gesellschaften.

Dies bedeutete zum Beispiel eine Abkehr der Wirtschaft von der einseitigen Monokulturforcierung, eine Abkehr von dem Irrtum nur durch Kriegsmaterialbeschaffung wirklich wettbewerbsfähig zu sein, und dem Treiben des Kapitals mit all seinen Blüten und Auswüchsen festgesetzte gesunde Ordnung zu geben.

Mit Betonung auf „gesund“. Denn auch in diesem Bereich: Gesundheit, Krankheit, gesunde Ernährung versus Pharmaindustrie, Entscheidung über die Verwendung des Geldes für sogenannte „Notwendigkeiten“ im Gesundheitswesen, wie neue Spitalsbauten, Verwaltungsgebäude, Verwaltungsaufwendungen der Ärzte, sodass sie mehr Zeit mit der Administration verbringen als mit Patienten, Zulassung von Medikamenten und gezieltes Fernhalten von Naturheilmitteln sind nur einige Hürden auf dem Weg zu einem „gesunden“ Leben und Zusammenleben.

Denn auch diese Seite wird in unserer Gesellschaft immer ungesünder: Partnerschaftsprobleme, Überforderung am Arbeitsplatz, Selbstausbeutung zum Zwecke der Erhaltung, oder Ausbau der bisherigen Position aus Angst vor Verlust oder Geltungsbedürfnis, führt oftmals in den Burnout, manchmal in die Arbeitsunfähigkeit.

Unsere Leistungsgesellschaft müsste sich einmal ansehen was denn ihre Leistungen so sind? Diejenigen die geschickt genug sind, oder skrupelloser als andere können immer größeren Profit aus dem System ziehen, wissen dann oft nichts mit dem Volumen anzufangen und ergeben sich der verschiedensten Unterhaltungsmöglichkeiten und die anderen Ungeschickteren, am falschen Platz geborenen usw. werden immer ärmer und können sich ihr Leben nicht mehr leisten. Diese Zahl wächst stündlich weltweit.

Trotz der vielen Menschenopfer durch Krieg, Vertreibung und Umweltkatastrophen!

Es ist also klar, dass hier keine Punktrevolution Besserung verspricht. Lediglich das Bewusstsein der Menschen kann uns langsam in eine andere Art von Zusammenleben auf unserem Raumschiff Erde führen, in eine gesündere, lebensfrohere und friedlichere Situation, die den Menschen die Angst nehmen kann, weder bedroht noch ausgegrenzt zu sein. Viele Krankheiten würden ganz von allein verschwinden.

Also ein gutes und glückliches Leben zu führen.

Zurück zum Ausgangspunkt: was würde es bedeuten, trotz der zu erwartenden Probleme einen kleinen Ansatz sofort zu versuchen?

Es wurde eine Langzeitstudie(1) erarbeitet, die ergeben hat, dass 98% der Kleinkinder (3-5 Jahre) den Status „genial“ im unkonventionellen Denken zuerkannt werden kann.

98%!!

Nach der Schule (13-15 Jahre) waren es nur mehr 10%, und als Erwachsene jenseits der 25 überhaupt nur mehr 2%. (200.000 Erwachsene wurden getestet)

Was sagt das? Unser Schulsystem knüppelt die Genialität und das originäre Denken der Kinder zugunsten der Systemanpassung aus ihnen heraus. Auch hier wäre eine andere Form des „Wissensvermittelns“ längst angebracht. In der derzeitigen „Schuldebatte“ wird ja lediglich über die administrativen Rahmenbedingungen – vor allem für Lehrer und sonstige Bedienstete im Schulwesen gestritten und überhaupt nicht, welche Lehrinhalte führen zu selbstbestimmten und entscheidungsfähigen jungen Erwachsenen, die ein Sozialgefüge ihrer eigenen Art errichten könnten.

Hier also könnte der Grundstein gelegt werden, dass 88% der Genies nicht einfach  vergeudet werden.

Und für die bereits im Beruf stehenden Menschen, die trotz ihres Wissens und ihrer Erfahrung aus verschiedensten Gründen aus dem Produktionsprozess geworfen werden? Da gibt es die Ansicht dass bereits 45 –jährige zu langsam seien, zu wenig flexibel in Arbeitszeit und Arbeitsort(!), dass die neuesten Entwicklungen nicht ausreichend mit verfolgt werden, und ganz allgemein, dass das Wissen und die Fertigkeiten schon überaltert und überholt seien.

(würde übrigens heißen, dass das Wissen von gestern eine kurzlebige Eintagsfliege war, und eventuell gar nicht wert war, erworben zu werden. Ein Laib Brot, ein Schuh, ein Tisch werden immer noch in ähnlicher Weise hergestellt wie vor tausend Jahren, da kommt es nicht zu „Veralterungen“ während einer Generation.)

Aber in Wahrheit liegt in all den Fertigkeiten und Wissen dieser scheinbar unbrauchbar gewordenen Menschen ein Schatz dessen Hebung uns über kurz oder lang nicht erspart bleiben wird. Und wenn dazu noch die bis dahin erhaltene Kreativität hinzukommt, könnten die Menschen noch wunderbare Leistungen für die Gemeinschaft erbringen.

So sie nicht durch den wirtschaftlichen Druck wieder eine ihnen nicht gerecht werdende Arbeit annehmen oder in Arbeitslosenbetreuung  (welch ein Wort!) durch das AMS gehen, das aber nur vorher angestellten Menschen offen steht, all die Selbstständigen, die durch Auftragsmangel oder Verdrängungsmechanismen ins wirtschaftliche Aus gedrängt wurden, stehen in unserem Land ziemlich schutzlos da.

Bedingungsloses Grundeinkommen kann hier Abhilfe schaffen. Wenn ein Mensch tatsächlich die Chance bekommt, sich zu überlegen, was und wie er oder sie der Gemeinschaft dienen möchte, wird ein Mehrwert entstehen, der immens sein wird!

Natürlich wird es auch einzelne Missbrauchsfälle geben, werden Menschen aufhören irgendetwas beizutragen…aber bedenken Sie, dass es solche Fälle bereits jetzt gibt, wo wir doch ein so soziales Netz haben, welches angeblich ein würdiges Leben fördert.

Menschenwürde, ein großes wichtiges Wort! Zur Würde eines Menschen gehört auch, dass er sich mit seinen Talenten und Fähigkeiten ausdrücken und in der Gemeinschaft seinen Platz finden darf, und ihr dienen darf.

So ein kleiner Anfang kann schon viel bewirken, der nächste Schritt sollte dann bei den Kindern und deren Schule gesetzt werden.

Darüber schreibe ich nächstes Mal.

 

Kommentare, Kritik und Anregungen sind sehr willkommen:

architektvogl@aon.at

www.architektvogl.at

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Höhere Pensionen.

In der Pension soll sich niemand mehr Sorgen um die Miete, die Heizkosten, die Finanzierung der Lebensmittel, die Stromrechnung und so weiter machen. Alle in

Weiterlesen

Interview mit Fayad Mulla

“Demokratie ist unser höchstes Gut” sagt unser Vorsitzender Fayad Mulla. Recht hat er und diese Überzeugung gehört auch endlich ins Parlament! Herr Mulla, wie kommt

Weiterlesen