220 Millionen Gründe

…dass hier etwas falsch läuft

220 Millionen Euro. Diese Zahl ging gerade durch alle Medien. Soviel ist es dem Fußballklub Paris St. Germain wert, dass der Fußballspieler Neymar ab der nächsten Saison bei ihnen spielt. Die richtige Zahl liegt aber näher bei 500 Millionen Euro, da die 220 nur die Ablösesumme ist, die der FC Barcelona für ihren Spieler erhält. Dazu kommen noch Boni, Managementgebühren sowie Neymars Grundgehalt von 30 Millionen Euro pro Jahr für die nächsten 5 Jahre.

500 Millionen Euro. Damit könnte man 27 große Schulen bauen. 200 Windräder, die 200.000 Haushalte mit Strom versorgen. Oder etwas gegen die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien tun, die noch immer bei unglaublichen 39,2 Prozent liegt. Aber nein, wir geben das Geld lieber einem Menschen, der dafür mit einem Ball auf einem Spielfeld herumläuft. Fürs Ballspielen geben wir einem Jungen und seinen Managern hunderte Millionen Euro, aber für die Zukunft unserer Jugend gibt es kein Geld. Und Neymar ist nur einer aus einem Kader von ca. 25 Spielern. Gemeinsam geht ihr “Wert” in die Milliarden.

Ja, ich sage wir, denn zum Beispiel auch ich, der ich kein Fußballfan bin, zahle meinen Anteil an dieser absurden Summe. Über Rundfunkgebühren, die wiederum an UEFA und die Vereine Gebühren für Spielübertragungen. Noch viel mehr aber zahlen jene, deren Passion der Fussball ist. Wenn sie ins Stadion gehen und Länge mal Breite bei den Eintritts- oder Getränkepreisen ausgenommen werden, oder wenn sie 100 Euro für einen Fan-Tshirt ablegen müssen.

Solche Summen zeigen einfach, dass der Neoliberalismus gar kein Maß und Ziel mehr kennt. Dass Leistung und Sinnhaftigkeit immer weniger Rolle spielen. Geld fließt dorthin, wo schon vieles ist und nicht an die Orte und in Projekte, die es benötigen. Denn Neoliberalismus kennt nur mehr einen Zweck: mehr Geld erzeugen. Das kann ein Krankenhaus nun mal nicht, genauso wenig wie eine Schule oder die Polizei. Aber Banken können und machen das. Konzerne und ihre Schundprodukte tun das. Fußballer tun das. Sie erzeugen oft aus nichts Geld und dieses Geld kommt eins zu eins aus den Taschen der 99 Prozent.

Das wissen wir, zumindest insgeheim, aber sowieso alle. Dieses System krankt und macht krank. Es ist absurd und wird sich langfristig selbst ad absurdum führen. Denn einen Ball herum kicken, macht niemanden satt, schafft Dächer über den Köpfen oder heilt Kranke.

Je länger wir warten und auf Veränderung hoffen, desto mehr müssen wir dann wieder korrigieren. Je früher wir den Neoliberalismus loswerden und uns trauen unser System langsam zu verändern, desto weniger Scherben und Trümmer müssen wir am Ende beseitigen.

Autor: Fayad Mulla

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