Eine neue Drogenpolitik

Wir brauchen eine ganz neue Politik, wie wir mit Drogen, dem Wunsch vieler Menschen nach Berauschung und dem Kampf gegen Drogenkartelle umgehen.

Dazu ein sehr interessantes Interview mit der ehemaligen Schweizer Präsidentin Ruth Dreifuss.

SPIEGEL: Vor fast 50 Jahren haben die USA den “Krieg gegen die Drogen” ausgerufen. Was hat er gebracht?

Dreifuss: Er ist voll und ganz gescheitert. Repression wirkt nicht. Der Drogenkonsum hat sich fast weltweit verschlimmert, und ebenso die gesellschaftlichen Probleme, die von den Drogen ausgehen. Der Schwarzmarkt stärkt die organisierte Kriminalität und steigert die Gefährlichkeit der Stoffe. Insbesondere Lateinamerika verzeichnet eine Explosion von Gewalt, die in der Geschichte dieser Länder einzigartig ist.

SPIEGEL: Wie lautet die Alternative?

Dreifuss: Wir können belegen, dass eine Drogenpolitik erfolgreicher ist, wenn sie auf die Gesundheit und soziale Integration der Nutzer setzt. In der Schweiz haben wir vor über 25 Jahren die kostenlose, kontrollierte, heroingestützte Behandlung für schwerabhängige Menschen eingeführt. Viele dieser Süchtigen führen seither ein stabiles Leben im Gleichgewicht, manche werden allmählich so alt, dass sie nach und nach in Seniorenheime ziehen, die sich für diese besondere Klientel rüsten müssen. Das ist ein schönes Problem. Wahrscheinlich würde ohne diese Behandlung keiner von ihnen heute noch leben.

SPIEGEL: Kündigt sich da ein grundlegender Umbruch an?

Dreifuss: Ich glaube schon. Viele Länder wollen die gesundheitlichen und sozialen Folgeschäden nicht mehr tragen, die mit der Repression einher gehen.

SPIEGEL: Sind Drogen nicht verboten, eben weil sie so gefährlich sind?

Dreifuss: Leider nein. Cannabis zum Beispiel ist von der Pharmakologie und den sozialen Folgen her weniger riskant als Alkohol oder Tabak. Aber wie so oft bei psychoaktiven Substanzen, hat die Beurteilung, was legal konsumierbar sein soll und was nicht, eher wenig mit der Realität zu tun. Sie hat aber sehr viel zu tun mit Vorurteilen über die Konsumenten des jeweiligen Mittels. Die Tendenz dabei geht so: Wenn die Nutzer weiß sind, gut integriert, mit so wenig Migrationshintergrund wie möglich, dann ist ihre Droge wahrscheinlich legal.

Das ganze Interview könnt ihr hier nachlesen

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