WLAN in Traiskirchen – Ein Bericht

Nachdem der mobile HotSpot endlich fertig war, haben wir uns ein Mietauto genommen und sind zu viert von Wien nach Traiskirchen gebrettert. Die Sonne schien, der Radio fast am Anschlag, die Fenster weit offen. Fast als würden wir in den Urlaub fahren. Die Ankunft in Traiskirchen und was wir dort sahen, beendeten diese heile Welt schnell und mit voller Wucht.

Vor 4 Wochen waren wir zum ersten Mal beim Flüchtlingsheim in Traiskirchen, um einfach zu schauen, wie es dort wirklich aussieht und um mit ein paar Menschen zu sprechen. Die Situation “damals” hat nicht mal im Entferntesten damit etwas zu tun, was dort heute abgeht. Alle Straßen rund um das Lager sind voll mit Menschen, die auf der Suche nach Schatten, Getränken und Kleiderspenden durch die Stadt ziehen. Frauen, Männer, Kinder, Kleinkinder und Babys. Bei 37 Grad im Schatten.

Und das ist ja noch immer nichts gegen die Zustände hinter dem Zaun, wo die Menschen in Zelten hausen müssen. Wo der Boden verdörrt und staubig ist. Wo es keinen Schutz vor der Hitze gibt. Wo das fließende Wasser und die Sanitäranlagen sonst wie weit weg sind.

Wir waren alle einfach sprachlos vor Schock. Haben mit Flüchtlingen gesprochen, mit ehrenamtlichen von der Caritas, mit ORF Reportern, mit Leuten vom Standard und mit Anrainern. Der Schock war bald weg, weil einfach die Wut Überhand nahm. Wut auf die Innenministerin und den Bundeskanzler als Letztverantwortlichen. Solche Bedingungen Menschen, die vor Krieg und Leid geflüchtet sind, in einem reichen Land wie Österreich zuzumuten ist einfach jenseitig. So jenseitig, wie sie bei allen anderen realen Problemen auch agieren – nur in Traiskirchen haben diese Auswirkungen, die wir StaatsbürgerInnen noch nicht erfahren mussten. Wir wünschten uns, dass der Faymann und die Mikl-Leitner mal eine Nacht, eine Woche oder am besten gleich ein paar Monate in so einem 50-Grad Minizelt verbringen müssen.

Aber wir haben auch was ganz Anderes in Traiskirchen gesehen. Menschen mit die Autos voll Kleidern, Lebensmitteln, Hygieneartikel, Windeln etc. im Minutentakt zu den Zäunen und umgrenzenden Straßen fuhren und den Flüchtlingen diese lebensnotwendigen Dinge gaben. Keine Ahnung wie schlimm die Lage wäre, würde es diese hilfsbereiten Menschen aus ganz Österreich nicht geben. Zum Beispiel der Montagearbeiter aus Linz, der zurzeit in der Steiermark arbeitet und am Rückweg extra nach Traiskirchen gefahren ist, um sich die Lage anzusehen und dann beim nächsten Mal aus Oberösterreich das Benötigte mitzunehmen. So sind sie auch die ÖsterreicherInnen. Ganz anders als die PolitikerInnen, die Medien und die HassposterInnen.

Dann waren da noch die Anrainer, mit denen wir 2 Stunden verbrachten. Am Anfang war die Stimmung  auf Grund von einer paar nicht so netten Sagern recht angespannt. Die Entschuldigung für diese kam aber gleich eine Minute später und nachdem sie uns vom Leben direkt neben dem Flüchtlingsheim erzählten, war auch jedem klar, dass das alles andere als leicht ist. Wenn gegenüber, auch so wie an dem Tag, jemand mit einem Sprung aus dem zweiten Stock des Haupthauses sich das Leben nehmen wollte (die Person hat sich zum Glück “nur” den Arm gebrochen). Wenn deine Kinder das mitansehen müssen. Wenn du in der Nacht nicht schlafen kannst, weil 5.000 Menschen unter den Bedingungen eben oft nicht leise sind. Wenn du täglich mit der Situation konfrontiert bist, die wir alle nur von Bildern aus den Medien kennen. Wenn dich Behörden und die Politik im Stich lassen. Aber auch den Nachbarn war völlig klar, wer daran Schuld ist: unsere Regierung.

Und schließlich konnten wir auch unsere Mission, gratis WLAN für Traiskirchen, erfüllen. Der Nachbar Berni hat unseren mobilen Hotspot in seinem Dachboden aufgestellt und sendet jetz gratis Internet Richtung Flüchtlingsheim. Die Nachricht hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet und wir haben den Menschen an den Zäunen gezeigt, wie sie von nun an kostenlos ins Internet können.

Die Freude war groß, obwohl es am wirklichen Problem, der katastrophalen Unterbringung, rein gar nichts ändert. Mit diesem Gefühl fuhren wir dann auch wieder Richtung Wien. Froh was Gutes getan und mit so vielen Menschen gesprochen zu haben. Traurig, weil es gar nicht unsere Aufgabe sein sollte und die Menschen in Traiskirchen weiter dort sind und nicht weg können.

In Wien angekommen, wurden wir aber dann wieder positiv überrascht. Von den Hunderten positiven Kommentaren auf facebook, twitter und per Email. Von unserer Spendenkampagne für die Kosten des Hotspots, die nach 3 Stunden ausfinanziert war. Von den unzähligen Unterstützungsangeboten.

Da spürt man: Da geht noch einiges in diesem Land. Danke!

PS: Nächste Woche fahren wir jedenfalls wieder hin, werden unseren Hotspot upgraden und schauen, was wir noch tun können.

Ein paar Bildeindrücke

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